Praxis & Medizin

Sollen wir in unser Gene schauen? Chancen oder Damoklesschwert | Studien

Festvortrag des emeritierten Universitätprofessors Theo Dingermann am 44. Kongreß für Allgemeinmedizin in Graz

Wie Professor Dingermann der Göthe-Universität Frankfurt in seinem Festvortrag beim diesjährigen Allgemeinmedizin Kongress in Graz ausführte, leben wir im Jahre 10 nach der Entschlüsselung des genetischen Alphabetes.

Diese „Bibliothek“ besteht aus 3,2 Milliarden Buchstaben in doppelter Ausführung (ein Teil vom Vater, einer von der Mutter) - ident in jeder der 10 hoch 14 (=Billiarden) Zellen unseres Körpers. Von eineiigen Zwillingen abgesehen, gibt es keine zwei Individuen auf unserem Planeten, die ein identes Genom besitzen.

Mit modernen Methoden ist es heute relativ einfach und kostengünstig, seine Gene bestimmen zu lassen. Doch sollen wir das auch tun?

Neben offensichtlichen Ergebnissen, wie die Haar- und Augenfarbe,  Zusammensetzung des Ohrenschmalzes etwa, gibt es auch Ergebnisse  von schon immer vermuteten Eigenschaften, die man dann schwarz auf weiß sieht, etwa die Laktoseintoleranz (Milchunverträglichkeit) oder die Neigung zu Übergewicht und Adipositas.

Aber man kann auch Erkenntnisse gewinnen, aus denen man Konsequenzen ziehen sollte: die genetische Veranlagen zu Erkrankungen. Es ist hier nicht unvermeidliches Schicksal, das eine Erkankung ausbrechen muss. Sondern, wie man heute weiß, ist es auch der Einfluß von Umweltfaktoren, unter denen Gene aktiviert werden können (Epigenetik). Hier eröffnet sich die Chance für gezielte Vorsorge und Präventionsmaßnahmen. Etwa zur Vermeidung von Altersdiabetes oder Krebs.

Am beeindruckendsten und von praktischer Konsequenz ist die oft von der Pharmaindustrie verschwiegene Tatsache, dass man auf Grund des Genoms vorhersagen kann, ob ein bestimmtes Arzneimittel wirkt, weniger gut wirkt, unwirksam ist oder sogar Schaden verusachen kann! Mit diesem Wissen kann dann die Dosierung angepasst oder ein anderer Wirkstoff eingesetzt werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. So vermeidet man als Patient unangenehme, potentiell gefährliche Nebenwirkungen oder eine langjährige unnütze Medikamenteneinnahme.

Zusammenfassend kann man sagen, dass

.... die Analyse der Gene mehr Chancen bietet als ein Damoklesschwert ist

.... dass diese neuen diagnostischen Möglichkeiten alternativlos sind

.... soferne verantwortungsvoll damit umgegangen wird

 

 

PS: Auf Wunsch bieten wir Ihnen diese Beratung und Bestimmungen als innovative Zusatzleistung in unserer Ordination an.