Bei vielen Menschen, bei denen vor Jahren eine Penicillinallergie festgestellt wurde, scheint die damalige Diagnose falsch gewesen oder mittlerweile verjährt zu sein.
Wissenschaftler aus den USA und Australien haben in ihren Untersuchungen herausgefunden, dass es möglicherweise niemals so viele Betroffene einer Penicillinallergie gegeben hat und derzeit gibt, wie bisher dokumentiert ist.
Zum einen ist der Unterschied zwischen der dokumentierten und der tatsächlichen Anzahl der Betroffenen darauf zurückzuführen, dass entsprechende Hinweise der Patienten schon damals nicht ausreichend untersucht wurden. In einigen Fällen seien mögliche Unverträglichkeitsreaktionen gegebenenfalls gar nicht auf die Einnahme von Penicillin zuruckzuführen gewesen. Möglicherweise seien schon in der Kindheit andere Ursachen für einen Hautausschlag verantwortlich gewesen zu sein.
Zum anderen ist anzunehmen, dass viele Betroffene, die früher eine Penicillinallergie hatten, heute nicht mehr davon betroffen sind. Denn die entsprechende Unverträglichkeitsreaktion könnte mittlerweile vom Immunsystem „vergessen“ worden sein, so wie es bei einigen allergischen Reaktionen durchaus möglich ist. Entsprechende Einträge in den Papieren der Betroffenen könnten daher heute tasächlich gelöscht werden, weil sie nicht mehr aktuell sind.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass lediglich 1,7 % der Patienten mit einer vor Jahren diagnostizierten Penicillinallergie heute tatsächllich gegen Penicillin allergisch seien. Um in den Einzelfällen sicher zu gehen, sei es notwendig, mittels aussagekräftiger Haut- und Labortests sowie weiterer Provokationstests eine Allergie auf Penicillin klar zu diagnostizieren, um dann über einen notwendigen Verzicht auf Penicillin entscheiden zu können.
Trubiano JA et al.
Penicillin Allergy Is Not Necessarily Forever.
JAMA
7/2017; 318: 82-83.